Der einfache Weg und die unhöfliche Wirtin: Soll ich mich selbstständig machen?

Die Frage: Soll ich mich selbstständig machen?

Der Klient (Thomas) will sich selbstständig machen. Seine Frau (Angelika) unterstützt sein Vorhaben, Thomas zweifelt aber aufgrund seiner bisherigen Lebenserfahrungen. Unbewusst versuchte er, die Werte seiner Ursprungsfamilie zu befolgen. Es waren jedoch nicht seine Werte, zu denen der Spruch seines Vaters gehörte: »Schuster, bleib bei denen Leisten«.

Der Klient wollte den Weg erfahren, der ihn zu vielen Kunden führt. Er erfuhr ihn und er ging ihn, obwohl der Start überraschend anders war – aber im realen Leben erfolgreich.

* Die Seelenantwort *

Der Durchgang

Ich sehe sofort einen hellen Kiesweg, der sich links und rechts vor einem Wald erstreckt und scheinbar endlos weitergeht. Er ist mir aber zu schnell, zu einfach, ich will dem nicht trauen.

Der Weg und der umgefallene Baum

Links ein Wald, sehr dunkel, Details nehme ich nicht wahr, es müsste aber ein Nadelbaumwald sein. Rechts ist der Wald lichter, heller, wohl ein Mischwald.

Ich bin unschlüssig … Leicht rechts neben mir ein sehr großer Baum. … Pause … Ich sehe aber seine Krone nicht, sehe kein Grün, eigentlich sehe ich nur den hellbraunen Stamm.

Ich gehe auf den Baum zu … Repräsentiert er einen Menschen? Wen? Und nun ganz plötzlich, ohne Vorwarnung, ohne einen ersichtlichen Grund fällt der Baum nach links um! Ist der Baum für mich umgefallen?!

Bin ich daran schuld?

Das Wurzelloch und die gute Erde

Ich stehe vor dem Wurzelloch und staune sehr, denn es ist ein nur sehr flaches Loch. Der Grund des Lochs ist sehr eben, keine Wurzelreste und eine sehr gute, nahrhafte Erde, die ich nie im Wald erwartet hätte.

Wie konnte der Baum stehen?! Es grenzt an ein Wunder, dass er so lange stand und so groß hat werden können.

Ich bleibe bei dem Loch, es zieht mich dazu hin, es zu umkreisen, dazu müsste ich aber über den liegenden Baum steigen, das würde ich aber nicht schaffen. Ich komme von dem Loch nicht weg, so verwundert bin ich über die offenbar kleinen Wurzeln und die gute Erde. Kein Kies, kein Lehm, nur guter Nährboden.

Ich komme von dem Loch nicht weg! Was soll das?!!!

Frage: Sieht Du noch etwas in der Umgebung, kannst du dich mal umsehen? Die Frage wurde innerhalb einiger Minuten wiederholt, der Klient wollte sich von dem Baum partout nicht trennen.

Der Weg ist mir zu einfach – ich gehe ihn aber

Gut, dann sehe ich mich doch um. Es ist ein sehr lichter Mischwald mit schönen Sträuchern. Doch wieder kein Weg zu sehen, obwohl ich krampfhaft danach suche. Ich weiß, dass ich hier nicht weiter komme, es bleibt nur dieser blöde, gerade Kiesweg vor dem Wald. Aber der ist doch so einfach!

Muss ich doch auf diesen einfachen Weg, den ich zu Beginn sah? Der Weg biedert sich regelrecht an, da ist doch etwas falu daran. Ok, ich muss ihn doch probieren, denn hier komme ich nicht weiter und es ist kein anderer Weg in Sicht.

Als ich den Weg betrete und beschließe, vom Anfangsstandpunkt aus betrachtet nach rechts zu gehen, erscheint mir der Weg augenblicklich richtig, schön, sonnenbeleuchtet. Absolut gerade, keine Abzweigungen. Aber ziemlich lang. Ebenso sofort weiß ich, dass ich, wenn ich diesen Weg gehe, rechts vom Weg eine Art Gasthaus, Wirtschaft oder Waldhaus mit vielen Menschen finden werde.

Der freche Hase und der Wirt

Ok, dann gehe ich den Weg. Nur was soll das! Am Wegrand hockt ein Hase und grinst mich an. Freundlich, aber doch irgendwie schelmisch. Sagt nichts, guckt mich nur frech an. Seine Nase erscheint mir sehr lang, auch seine Ohren sind sehr, sehr lang.

Ups! Ich bin sofort am Gasthaus angekommen, ich habe den Weg überhaupt nicht gehen müssen!

Ich schaue zaghaft zu den Leuten hin. Sie registrieren mich nicht. Farben, Lachen, rechts Tischreihen, links eine Gastwirtschaft. Der Wirt, ich glaube, es ist ein Mann, will mich begrüßen. Ich gehe auf ihn zu. Wir reichen uns die Hand. „Na bist du endlich da?“, sagt er zu mir. Ich sage „Hast recht“ und hau ihm auf die Schulter. Jetzt ist er für mich ein Mann.

Aber ich warte darauf, dass er mich ankündigt. Er ist ja schließlich der Wirt, es wäre doch seine Aufgabe. Aber er macht es nicht, zeigt kein Interesse daran, auch wenn ich bittend ansehe. So ein Knilch!

Der große Tisch und die vielen Menschen

Ich sehe mich um. Ein sehr langer Haupttisch, an dem sehr viele Menschen sitzen. Rechts daneben kleinere runde Tische, an denen ebenfalls Menschen sitzen. Sie interessieren mich nicht besonders. Der lange Haupttisch hat eine schöne, goldgelbe Oberfläche. An der Stirnseite eine kleinere Bank, sie ist frei. Für mich?!

Es beschleicht mich das Gefühl, dass ich mich dort hinsetzen muss, dass es mein Platz ist, das die anderen Menschen es auch wissen und daher diesen Platz nicht besetzen. Noch ein Blick zum Wirt, aber dieser kündigt mich nicht an! Wäre das nicht seine Pflicht?!

… Lange Unsicherheit …

Ich stehe da, sehe flehentlich den Wirt an, der mich jedoch nicht beachtet. Was ist das nur für ein Wirt! Ein Platz am Tisch wäre schön, aber … Müsste ich an die Stirnseite, ist das mein Platz? Dann sehen mich alle Menschen am Tisch …

Ich muss mich am Tisch hinsetzen (~ ich muss beginnen)

Ich weiß nun, dass ich mich hinsetzen muss. Vorne, an der Stirnseite. Und ich muss mich alleine hinsetzen.

Ich setze mich hin … und niemand protestiert. Den Hasen sehe ich nicht mehr. Ist er weg? Die Leute prosten mir zu. Der Wirt bringt mir einen Maßkrug mit dunklem Bier. Ich weiß, dass mich alle Menschen an dem langen Tisch ansehen, wenn ich rede.

Interessant nun, was mit den runden Nebentischen geschieht. Einige wenige Menschen schauen zum Haupttisch hin und einige von denen wechseln zum Haupttisch. Alle finden sofort einen Sitzplatz, es gibt keine Probleme.

Aus dem Wirt wird die Wirtin – und die Wirte sind wir

Nun kommt der Wirt auf mich zu und setzt sich rechts neben mich auf die Stirnbank. Es fühlt sich für mich richtig an.

Nur … Allmählich dämmert es mir – es ist Angelika!

Der Wirt war also Angelika, daher hatte ich meine Probleme mit dem Geschlecht des Wirts, da ich einen Mann erwartete. Wir sitzen nun nebeneinander und trinken aus einem Glas, welches uns gehört.

Wir sind die Wirte!

Die Ohren des Hasen und unsere Wirbelsäulen

Der Hase hoppelt herum. Passt er auf? Worauf? Der Hase ist wichtig, er hat eine Funktion zu erfüllen, ich weiß aber nicht welche. Er benimmt sich nach der Hasenart. Freches Luder! Er regt mich auch auf. Er hat extrem lange Ohren, werden sie noch länger? Er hört das Gras wachsen, ist er doch zum Aufpassen da?

Er geht zwischen uns und … Er taucht in uns ein!

Angelika und ich bekommen jeweils ein langes Ohr, welches an der Wirbelsäule entlang platziert, als würde es die Wirbelsäule umschließen. Die Ohren sind nach hinten gerichtet, das gibt mir Sicherheit, ich kann mühelos wahrnehmen, was hinter mir passiert. So für den Fall der Fälle, denn Gefahr wittere ich hier keine, es ist einfach lustig, entspannt, friedlich.

Die Tische

Die Nebentische? Sie schrumpfen! Sie werden kleiner, niedriger, farbloser, irgendwie im Schatten. Die Menschen an diesen Tischen schrumpfen auch. Irgendwann sind sie die Menschen und die Tische verschwunden, an ihrer Stelle erscheint ein schöner Waldboden mit Grünzeug und vermutlich Himbeeren- oder Johannisbeerenzweigen mit feinen Dornen. Keine Spur mehr von den Tischen. Ist gut so, das gefällt mir …

Ich kümmere mich mit Angelika um den riesigen Tisch. Und nur das ist wichtig, nur darum muss ich mich – müssen wir – uns kümmern.

Unser Glas wird nicht leer

Unser Glas wird nicht leer, obwohl wir immer wieder den Menschen zuprosten. Sie scheinen darauf auch zu warten. Es gibt keine Bedienung. Wir sind die einzigen Menschen mit dem dunklen Bier und einem gemeinsamen Glas. Es schmeckt uns.

Das dunkle Bier ist gereifter, es ist Ausdruck der Wege, die wir gegangen sind. Bei den anderen wird es auch noch reifen, denn sie trinken helles Bier. Wer uns zuprostet, dessen Bier wird auch immer ein wenig dunkler.

Angelika sitzt auf meiner rechten Seite. Es ist alles richtig.

Der Tisch ist sehr lang und bis zum Ende hin sitzen offenbar Leute an ihm. Das Tischende kann ich nicht sehen, es verliert sich in der Ferne, so lange ist er. Links und rechts schöner Wald, Sonne, Wärme, das schöne Gelb des Tisches.

Der Bär auf dem Tisch

In der Ferne bemerke ich etwas auf dem Tisch … Es ist ein großer Bär, der auf dem Tisch sehr flott tanzt!

Urplötzlich schießt er mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zu und baut sich auf dem Tisch vor mir auf. Ich bin mächtig erschrocken! Aber er schaut mir in die Augen – genauso schelmisch, wie der Hase vorher. Noch so einer! Er lacht mich an …

Und plötzlich ist er wieder weg, tanzt wieder am anderen Ende des Tisches sehr weit von uns weg.

Es wird Nacht. Eine wunderschöne Nacht mit Sternen und zum Ausruhen. Wir gehen in die Hütte und es ist alles in Ordnung und ich weiß, dass am nächsten Tag wieder die Sonne scheint.

Es stört mich allerdings, dass ich nichts tun muss. Ich darf mich ausruhen, an der Nacht erfreuen, die Verbundenheit mit den Sternen spüren …


Das »nichts tun müssen« erforderte noch eine weitere Arbeit, bis der Klient die Bedeutung dieser Erlaubnis begriff und mit ihr leben konnte.